(Nach wahren Begebenheiten)

                                                                        

Armes Deutschland!                        

 

Nach Missachtung eines Wendeverbotes und der damit verbundenen Strafe des 25-jährigen Zusammenlebens, haben einige Leute ihren ganzen Mut zusammengenommen und sind jetzt schon bereit die „neuen“ Bundesländer zu bereisen. Wie ich darauf komme? Heute hörte ich im Radio, dass jemand, sollte er die 5000-Euro gewinnen, zusammen mit seiner Frau die neuen Bundesländer kennenlernen möchte. 25 Jahre nach dem Mauerfall eine gute Idee, wie ich finde! Wann sind eigentlich die „neuen“ Bundesländer nicht mehr neu? Ein Auto, das so alt ist, als Neuwagen zu bezeichnen, würde niemandem im Traum einfallen! Wenn es ums Auto geht, sind sich da wohl alle Deutschen einig. Es kann aber natürlich auch sein, dass bis jetzt nur noch kein anderer Name für diese Bundesländer gefunden wurde. Bei dem Bürokratismus in unserem Land ja auch kein Wunder! Mein Vorschlag wäre, da sich  viele Bürger in den alten Ländern über den maroden Straßenzustand beklagen, den Westen als mittelalterlich zu bezeichnen und den Osten als alt. Natürlich nur als Übergangslösung, bis nach weiteren 25 Jahren deutsche Einheit auch diese Trennung hoffentlich überwunden ist.

 

Den Vogel aber schießen die ab, die sich, nur weil sie in den Westen gezogen sind, als Wessis bezeichnen und dann noch sagen: „Euch Ossis verstehe ich manchmal nicht.“. Das könnte man dann ja wohl schon als grenzenlose Anmaßung bezeichnen.  Ganz locker das Westniveau erreicht und zwar im vollen Umfang. Ein Dachs, der sich in einem verlassenen Fuchsbau breit macht, wäre danach ja ein Fuchs!?  Dafür braucht es schon eine gehörige Portion Einbildungskraft! Ich würde ihn bestenfalls als Fachs bezeichnen.

 

Dass eine weitere Steigerung trotzdem noch erreicht werden kann, zeigt ein Beispiel, das nur mit der Dummheit, der Arroganz und Ignoranz der betreffenden Person zu erklären ist. Ich sitze wieder einmal im ICE und fahre von meinem jetzt schon 12 Jahre währenden Entwicklungshilfeeinsatz ins Wochenende. Im voll besetzten Abteil fragt ein Herr den jungen Mann, der mir gegenüber saß und von seinem Dienst bei der Bundeswehr nach 6 Monaten Auslandseinsatz in den Urlaub fahren wollte und sein Bierchen aufsaugte, wo er denn herkommt. Aus Thüringen, so die Antwort. Da sagte doch der Herr: „Na ja, das ist ja auch noch Deutschland!“ Ich dachte, ich höre nicht richtig, was für ein Idiot. Da musste ich dem jungen Soldaten, der sonst nicht auf den Mund gefallen  war, aber dem dann doch die Worte fehlten, etwas unter die Arme greifen. Ich sagte mit Daumen in die Höhe gehalten: „Tip top, guter Witz!“   Und mit Augenzwinkern in Richtung Soldat: „Wirklich noch Deutschland, oder doch schon Polen?“ Der wiederum sagte, das Thüringen eigentlich in der Mitte von Deutschland liegt. Und ich antwortete: „Ja, ich weiß das ja auch, aber einige Leute in unserem Land scheinbar immer noch nicht!“ Die dachten vielleicht bis vor kurzem noch, Thüringen sei eine Extremsportart. Dann fragte er mich, wo ich herkomme. Ich sagte: „Aus Sachsen Anhalt, auch noch Deutschland!“ Damit konnte ich auch die anderen Fahrgäste zum Schmunzeln bewegen. Außer einen gewissen Herrn, dem es offensichtlich die Sprache verschlagen hatte. Die fand er erst wieder, als der Zugbegleiter die Fahrkarten kontrollierte. Das hier ist ein ICE und kein IC, sagte dieser. Und sie müssen dafür jetzt einen Ausgleich bezahlen! Das war dem Herrn aber so gar nicht recht. Am liebsten wäre dieser vor Scham unter seinen Sitz gekrochen, da er der Einzige war, der einen ungültigen Fahrschein besaß. Anstatt die 10 Euro Nachlösegebühr zu bezahlen und dann für immer die Schnauze zu halten, führte er mit dem Zugbegleiter ein über zehnminütiges Wortgefecht, das mit Peinlichkeiten derart gespickt war, das nach oben hin nur noch wenig Raum zur Verfügung stand. Er versuchte von seinem Fehler abzulenken,  in dem er der Deutschen Bahn und ihren Fahrkartenautomaten die volle Schuld auferlegte. Nachdem wir alle ja schon wussten, mit was für einer Leuchte unser Abteil ausgestattet war, erkannte dies jetzt auch der arme Schaffner. Er brach seine erfolglosen Erklärungsversuche wegen Sinnlosigkeit ab und honorierte das Überstrapazieren seiner Toleranz sogar noch mit einer gewissen Kulanz. Das wäre mir nicht passiert! Denn ich weiß, dass Dummheit bestraft werden muss. Aber es stimmt wohl doch, dass die Dummen das meiste Glück haben.

                                                                             

                                                                                     H.S.

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