Irren ist menschlich und verwirrend ist Deutsch!

 

Da die deutsche Sprache viele Wege offen lässt, ist sie für den Rest der Welt nur schwer, bzw. gar nicht zu begreifen, geschweige denn zu verstehen! Selbst wenn sie verstanden würde, heißt das noch lange nicht, dass man alles begriffen hat. Damit lässt diese Sprache nicht nur viele Wege, sondern auch viele Fragen offen. Müsste man nicht auch die Deutschen, für die das Erreichen des Klassenziels ein unlösbares Problem war, zum Rest der Welt dazuzählen? Solche, die bei relativ einfachen Sätzen schon auf Granit beißen, auf jeden Fall! Der letzte Satz zeigt auch, dass viele Wörter nur im übertragenen Sinn gelten und nicht so ganz ernst zu nehmen sind.

So auch im folgenden Satz: Viele haben es versucht, doch alle haben sich daran die Zähne ausgebissen. In diesem Zusammenhang von einer zahnarztfreundlichen Muttersprache zu reden, wäre eine logische Schlussfolgerung. Natürlich nur, wenn man den Satz wörtlich nehmen würde!

 

Ich versuche einmal an einem Beispiel die Schwierigkeit dieser Thematik zu verdeutlichen. Oder heißt es zu verdeutschlichen?! Also: Ein Teenager möchte zur Disco gehen und macht sich dafür zurecht. Man könnte auch sagen zu Recht, zurecht. Je nachdem wie sie aussieht! Sieht sie gut aus, würde sie sich eigentlich zu Unrecht zurecht machen. Trotzdem macht sie es, da es ja immer etwas zu verbessern gibt. Außerdem stellt man keine Rose in ein Senfglas! Da die Tochter das Bad leider nur für eine Stunde angemietet hatte und die Zeit längst verstrichen ist, ruft die Mutter aus der Küche: „Was machst du denn solange?“ – „Ich bin gleich soweit, mache nur noch meine Haare fertig!“ Nun stellen wir uns mal vor, es wäre Besuch da. Sagen wir mal eine ausländische Familie, die sich bei der Ausgrabung des deutschen Wortschatzes hoch motiviert zeigt und auch schon einen Teil davon versteht. Was für uns leicht zu verarbeiten ist, hat im Leitzentrum eines Deutsch-Lehrlings Anhäufungen von Fragezeichen zur Folge. „Was bedeutet das, Haare fertig machen? Hatte sie vorher keine und musste erst welche anfertigen? Oder hat sie ihre Haare beschimpft, im Sinne von runter putzen bzw. fertig machen?“ - Trotz vorhandener Restzweifel, nach mehrfacher Rücksprache mit dem Spiegel, hat sich die Tochter aufgrund der fortgeschrittenen Zeit dazu entschlossen, ihr Designer-Studio zu verlassen, um nur noch schnell die Gäste zu begrüßen, sich zu verabschieden und dann zu verschwinden. Die Mutter schaut sich ihre Disco-Queen an und sagt: „Hast du dich aber wieder rausgeputzt!“ –„ Rausgeputzt?“ Fragende Blicke seitens der Gäste! „Wo rausgeputzt? Aus einer Mauerfuge, oder was? Schon eine lustige Sprache, dieses Deutsch.“

 

H.S.


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