Neulich (3) Kontraproduktive Wesenszüge

 

Neulich lernte ich eine Frau kennen, die sich auf einem Beutezug befand. Die Frau wollte ihren Mann verlassen und plante einen Umzug. Sie glaubte, ich wäre ihr Anschlusszug, auf den sie aufspringen könnte. Beim ersten Gespräch erzählte sie mir, dass sie gerne liest.

Und zwar Sparbücher von Bezugspersonen.

Durch einen geschickten Schachzug wechselte ich das Thema. Danach erlangte ich in kürzester Zeit Einblick in die Charakterzüge dieser Frau.

Sie waren geprägt durch häufige Entgleisungen und die damit verbundenen

Verformungen ihrer Gesichtszüge. Wie ein aufgewühltes Gleisbett nach einem schweren Eisenbahnunglück! Beim Betrachten dieser Kraterlandschaft dachte ich an Zugsalbe.

Produktivität kannte sie nur vom Hörensagen. Darum fehlten ihr jegliche Lohnbezüge.

„Wie sieht es mit Nebenbezügen aus?“, fragte ich.

„Nur die vom Amt, arbeiten muss man nicht“, meinte sie, „das geht auch so.“

Diese Frau hatte jeglichen Bezug zur Realität verloren.

Spätestens da stellte ich fest, dass ein Totalausfall sämtlicher Vorzüge zu verzeichnen war.

Obwohl sie im letzten Punkt nicht ganz falsch lag, bereitete ich mich mit dem Finger am Abzug auf den Abschuss dieser Person vor.

Ich sagte höflich, wie ich bin: „Ich muss jetzt leider in einen Fernzug umsteigen!“

Im Stillen dachte ich: „Gott sei Dank“ und freute mich, dass es ein Schnellzug war!

Nichts wie weg, aber zügig!

 

H.S.

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